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Februar 2008

Auftritt des Landfrauenchors beim Landfrauentag, Traditionsveranstaltung in der Göstrahalle Köditz

Pressebericht Frankenpost vom Dienstag, 29.02.2008

Die Welt ist ein „globales Dorf“

Der Landfrauentag, Traditionsveranstaltung in der Göstrahalle beschäftigte sich mit den Auswirkungen der Globalisierung auf die Landwirtschaft. Mulitkultureller Kindergarten St. Lorenz aus Hof zu Gast.

Köditz – Bäuerinnen unter sich sind ein lustiges Völkchen. Und auch beim Landfrauentag in dieser Woche in der mit Frühlingsblumen geschmückten Köditzer Göstrahalle wurde viel gescherzt und viel gelacht. Beim dem alljährlichen Höhepunkt des Frauenverbandes im Landkreis Hof mussten die wenigen anwesenden Männer manchen freundlichen Spott ertragen. Etwa als Kreisbäuerin Karin Wolfrum feststellte "Dressur der Männer beendet, Ergebnis negativ" oder den als Gäste anwesenden Politikern wie Landtagsabgeordneter Alexander König (CSU) und stellvertretender Landrat Klaus Adelt (SPD) Schals schenkte mit der zweideutigen Bemerkung "Sie sollten sich in Zukunft warm anziehen."

„Frau braucht eben Mann“

Doch irgendwie braucht Frau eben Mann, was auch zum Abschluss des festlichen Nachmittags die erstmals in Franken gastierende Münchner Vortragskünstlerin Sigrid Kandler als Quintessenz ihrer wortreichen, die rund 300 Landfrauen zu Lachtränen animierenden Ausführungen zum Thema "Männer und Frauen verschieden wie Tag und Nacht" nicht verhehlen konnte.

Bei allem Humor blieben aber die ernsten Probleme der Zeit nicht ausgespart. In erster Linie beschäftigte sich der diesjährige Landfrauentag mit den Auswirkungen der Globalisierung auf die Landwirtschaft und ganz speziell mit den sich daraus ergebenden Anforderungen für die bäuerlichen Betriebe in der Region. "Natürlich können wir von Köditz aus keinen Einfluss auf die Globalisierung nehmen, aber wir müssen uns Gedanken machen, was wir mit unseren Möglichkeiten tun können, die drängenden Probleme dieser Welt lösen zu helfen." Sie verwies auf den zunehmenden Hunger vor allem in Afrika, die viel zu geringen Bildungschancen in vielen Ländern und den Klimawandel. "Die Zukunft entsteht in erster Linie in den Köpfen und Herzen der Menschen. Da können wir Frauen, jede für sich und wir gemeinsam im Verband, durchaus viel bewegen", sagte Wolfrum.

Frohsinn verbreitete der Landfrauenchor Hof unter Leitung von Helmut Lottes mit seinen mit viel Seele interpretierten Liedern, die Lust auf den Frühling machten. Ein stimmungsvolles Liebeslied war Bruno Rauh aus Trogenau bei Regnitzlosau und seiner Anja aus dem Rheinland gewidmet, die sich in der Fernsehsendung "Bauer sucht Frau" als Paar gefunden hatten. Wie Anja berichtete, habe sie jetzt die Anstrengung des Umzugs auf den oberfränkischen Bauernhof hinter sich gebracht. Sie fühle sich wohl im Landkreis und sei dankbar, dass sie von der Familie der Landfrauen so freundlich aufgenommen wurde.

Zu einem weiteren Höhepunkt gestaltete sich der Auftritt der Kinder des Hofer multikulturellen Kindergartens St. Lorenz. Die Mädchen und Jungen vieler Nationalitäten stellten ihre Heimat vor und gaben mit ihren Liedern dem Thema "Globalisierung" ein besonders anschauliches Gepräge. Die unter anderem aus Nigeria, Tschechien, Vietnam, Albanien, Türkei, Libanon oder Deutschland stammenden Kinder demonstrierten emotional tief bewegend das Bild einer friedlichen Gemeinsamkeit der Menschen auf dem Erdball. "Die Erde ist rund, die Erde ist bunt", sangen sie, um dann zu jubeln "Und wir gehören dazu!" Nach ihrer musikalischen Stippvisite bei Tieren der Landwirtschaft wurden die kleinen Sänger als Dankeschön von der Landfrauengruppe zum Besuch eines richtigen Bauernhofs eingeladen.

Eine Premiere

Für die im Vorjahr zur Bezirksbäuerin gewählte Anneliese Göller aus dem Landkreis Bamberg war die Teilnahme am Hofer Landfrauentag Premiere. Die Mutter von vier Kindern bewirtschaftet mit ihrer Familie einen Vollerwerbsbetrieb. "Ich weiß deshalb, wovon ich spreche", meinte sie auch mit Blick auf die aktuellen Probleme der Landwirtschaft und speziell der dabei beschäftigten Frauen. Im Rückblick auf 2007 erinnerte sie an den erfolgreichen Deutschen Landfrauentag in Bamberg und den Kindertag, an dem 6400 Mädchen und Jungen auf den Höfen in Oberfranken begrüßt werden konnten. In diesem Jahr werde das Jubiläum 60 Jahre Landfrauenarbeit begangen. Dazu finde am 7. Mai in Hersching eine Festveranstaltung statt. Sie sprach von einer von der Politik "endlich wieder geschätzten Leistung" der Land- und Forstwirtschaft und einem "Comeback der Bauern" im Ansehen der Bevölkerung. Diese Einschätzung untermauerte sie mit steigenden Preisen für Lebensmittel, die von den Verbrauchern akzeptiert würden, wenn die Erhöhung auch bei den Bauern ankomme. Nach ihrer Auffassung sei die Globalisierung die größte Herausforderung auch für die Landwirtschaft.

"Wir brauchen einen fairen Handel, aber keinen Freihandel", forderte die Bezirksbäuerin. Die weltweiten Wirtschaftverflechtungen hätten längst den Alltag erreicht, die Welt sei zu einem "globalen Dorf" geworden. Deshalb nehme die Bedeutung der Region für das Wohlfühlen des Einzelnen immer mehr zu. Damit verbinde sich "Nähe, Geborgenheit, Heimat" und daraus erwachse auch das Engagement für den Nachbarn, in Vereinen und Verbänden.

Und noch eine Stärke wurde auf dem Landfrauentag demonstriert: Frauen stehen an der vordersten Front im Widerstand gegen genmanipulierte Lebensmittel. Mit einer Unterschriftenliste, die Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer übergeben werden soll, beteiligten sie sich an der Aktion "Striktes Nein zum Klonfleisch!" des Bayerischen Bauernverbandes.

Ulrich Lunze


© Hofer Landfrauenchor - Hof, März 2008