Am Sonntagabend, dem ersten Oktober, feierte der Bayerische Bauernverband gemeinsam mit dem Kreisverband der Landjugend Hof in der mehr als vollen Hofer Marienkirche Erntedank. Die Andacht hielt Dekan Holger Fiedler. Während der Erntedankfeier lobte die VR Bank die schönste Erntekrone der Landjugendverbände aus. Saitenklar, Hix-Tradimix und der Landfrauenchor sorgten für die passende musikalische Atmosphäre.
Der Landfrauenchor unter Leitung von Helmut Lottes glänzte mit Liedern wie "Kann es wirklich Liebe sein" oder "Atemlos durch die Nacht"
Die Gruppe SaitenKlar sorgte im Wechsel mit Hix-Tradimix und dem Landfrauenchor für die musikalische Untermalung der Erntedankfeier
| Nachhaltigkeit für Körper und Seele
Jetzt, nachdem die Ernte eingebracht wurde, sei die Zeit zu verschnaufen und innezuhalten, sagte Dekan Holger Fiedler. „Das Kreuz auf der Erntekrone zeigt, dass Erntedank und Glauben zusammengehören“, verkündete er.
„Wer weiter denkt, kauft näher ein“ - dieser Spruch habe Fiedler zum Nachdenken gebracht. Er mahnte: „Wir müssen weiter denken, anders denken, unser Leben ändern und uns einschränken“. Regional und saisonal zu essen, also da wo und dann wann etwas wächst, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Wir haben hier alles, was wir zum Leben brauchen. Weltweit ist das für viele Menschen nicht selbstverständlich“, gab der katholische Pfarrer zu bedenken. Das oberste Ziel aller müsse die Bewahrung der Schöpfung sein: „Tiere sind Mitgeschöpfe, keine Ausbeutungsmasse!“, betonte der Dekan. Hochwertige Nahrungsmittel, nachhaltige Produktion und ein bewusstes Leben seien oft gebrauchte Schlagworte. Dabei solle der Mensch nicht vergessen, auch Geist und Seele nachhaltig zu ernähren. |
Tierwohl, Düngemittel-Verordnung und nasses Getreide
„Wir sind gern in diese repräsentative Kirche gekommen. Viele von uns sind zum ersten Mal hier. Gerade im Luther-Jahr möchten auch wir ein Zeichen der Ökumene setzen“, merkte Hermann Klug an. „Wir können auf eine gute Ernte zurückblicken. Von extremem Wetter wurden wir weitgehend verschont“, fasste der Kreisobmann zusammen. Allein die Getreideernte habe sich im hiesigen Späterntegebiet als schwierig erwiesen, da zeitgleich mit der Reife das wechselhafte Wetter einsetzte, welches hohe Kosten für die Trocknung verursachte. „Neben den gestiegenen Erzeugerpreisen belastet uns auch die permanente Kritik von Medien und Verbänden an unserer Arbeit“, ließ Klug verlautbaren. Die allermeisten Landwirte gingen sehr verantwortungsbewusst mit ihren Tieren und Böden um; immer wieder flössen Investitionen zur Verbesserung des Tierwohls in die Ställe. Die im Sommer beschlossene Düngemittelverordnung sei das Produkt einer ausufernden Bürokratie und für Familienbetriebe kaum zu schultern. „Wir brauchen praktikable Lösungen statt mehr Kontrolleure!“, forderte Klug.
Von Bilmesschneider und Sankt Michael
Volksglaube bestehe immer aus einem weltlichen und einem geistlichen Teil. Früher feierte man stets am 29. September, dem Michaelistag, das Erntefest. Da der heilige Michael meist mit einer Waage dargestellt wird, hielten es die Oberen für passend, an diesem Tag auch gleich den Zehnt einzusammeln und ihn somit zum „Herrenzinstag“ zu machen, erklärte Kreisarchivpfleger Adrian Roßner. „Die Ernte war eine Leistung der Dorfgemeinschaft. Sie sollte im Segen des Herren erfolgen und wurde deshalb meist mit einem gemeinsamen Gottesdienst eingeleitet. Dieser läutete auch die Zeit des ‚Erntefriedens‘ ein, in der es keine Gerichts-Prozesse gab“, führte der Archivar aus. So, wie man den ersten Schnitt mit der Sense segnete, kam auch dem letzten Schnitt der Ernte eine besondere Bedeutung zu. „Die letzten Halme legte man entweder in Kreuzform aufs Feld oder sie wurden stehengelassen für eine reichliche und gesegnete Ernte im kommenden Jahr“, erklärte Roßner und sagte weiter: „Mancherorts band man die letzten Ähren zusammen, damit sich gütige Wesen wie die Holzfraala darunter verstecken konnten oder aber damit der Bilmesschneider das nächste Jahr über nicht auf das Feld kam“. Der Volksglaube habe vor allem mit der Hoffnung der Menschen zu tun, eigentlich nicht zu beeinflussende Unwägbarkeiten wie das Wetter zu ihren Gunsten zu gestalten.
Dreierlei zum Erntefest
Um den Tag entsprechend zu feiern, mussten die Knechte drei verschiedene Tiere schlachten. Die Mägde kochten vor. In der guten Stube des Hofes ließ man sich unter der Erntekrone nieder. Aus der Schüssel mit dreierlei Fleisch durfte sich der zuerst nehmen, der „den Alten geschnitten“ - also die letzte Garbe abgemäht - hatte. Den Tag nannte man auch „Sichelleg“, da die Sichel nun zurück an ihren Platz gelegt werden konnte.
Adrian Roßner erläuterte: „Das eigentliche Erntedankfest war eine dörfliche Veranstaltung mit viel Essen, Trinken und Tanz“. Die Mädchen schmückten sich meist mit Feldblumen wie Kornblume, Mohn und Kamille. Den Ernte-Königinnen, die die Krone gebunden hatten, sprach man einen Ehrentanz zu.
Ab dem 18. Jahrhundert trennte man Michaelistag und Erntedank, das sich immer mehr zum kirchlichen Fest wandelte und nun am ersten Sonntag im Oktober seinen Feiertag fand.
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Der Erntekronen-Wettbewerb und die Siegerkrone
Zedtwitz setzt sich im Erntekronen-Wettbewerb durch
Die Landjugend Zedtwitz mit ihrer Erntekrone
Das Siegerteam der Landjugend Zedtwitz
Von den fünf Wettstreitern – die Landjugend aus Plösen, aus Großlosnitz, Zedtwitz, Reuthlas und aus Schwarzenbach an der Saale – um die schönste Erntekrone, setzten sich letztendlich in einem knappen Rennen die Zedtwitzer durch. Der erste Platz im Erntekronen-Wettbewerb war mit 400 Euro dotiert, vergeben von der Volks- und Raiffeisenbank des Kreisverbands Hof. Den dritten Platz mit 123 Punkten belegte die Landjugend Reuthlas. Die Landjugend Großlosnitz erreichte 150 Punkte Punkte und damit Platz zwei. Zedtwitz errang den Sieg mit vier Punkten Vorsprung. „Die Entscheidung ist uns schwer gefallen. Jede einzelne Erntekrone ist ein Kunstwerk, in dem ganz viel Arbeit steckt. Das, was ihr geschafft habt, ist großartig“, lobte Landrat Dr. Oliver Bär, als einer der Juroren.
Die Siegerkrone |
Rund 1820 Arbeitsstunden für Krone
Am 26. Juni erfolgte der erste Getreideschnitt für die Erntekrone. „Mit durchschnittlich 17 Leuten haben wir 107 Stunden lang an der Erntekrone gearbeitet“, berichtete Luisa Wurzel von der Zedtwitzer Landjugend. Jeweils vier hätten an der Krone gebunden, die anderen haben die Zuarbeit geleistet. Die Jugendlichen verarbeiteten Gerste, Dinkel, Hafer, Weizen und Roggenkorn. Das endgültige Aussehen habe nicht von Anfang an festgestanden. Vielmehr seien die Pläne immer mal wieder verworfen worden und jeder habe während des Bindens seine eigenen Ideen mit eingebracht. Eben ein echtes Gemeinschaftswerk. |
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